Die großartigen Bastelleien des Peter Idstein
05.09.2024
05.09.2024
Herr Peter Idstein lebt nun bereits seit einiger Zeit bei uns im PBZ Wiener Neustadt. Der fröhliche und lebensfrohe 80-Jährige blickt auf ein interessantes Leben zurück und weiß mit einem spannenden Hobby zu begeistern. Grund genug ihn um ein Interview zu bitten, welches als Grundlage für den folgenden Artikel diente.
Staunen und Begeisterung. Besser lässt sich nicht beschreiben, was der Autor dieser Zeilen empfand, als er die Werke in Peter Idsteins Regal betrachtete: Ein hölzernes Ringelspiel mit Pferden, das sich bei Aktivierung selbst dreht, eine mit Gummibändern betriebene Lok oder eine selbst gebaute Laute, welche bei Betätigung der Kurbel eine schöne Melodie spielt.
„Ich habe schon immer sehr gerne gewerkt und gebastelt.“ erzählte Herr Idstein. Seinen ersten Matador-Baukasten erhielt er bereits im zarten Alter von 12 Jahren. „Meine ersten Versuche waren noch etwas holprig, aber mit der Zeit wurde ich immer besser!“
Geboren wurde der passionierte Bastler 1944 in einem Mütterheim in Baden bei Wien. Zunächst hatte sein Eintritt ins Leben eher pragmatische Gründe für seine Eltern, denn sowohl Vater als auch Mutter arbeiteten in der Buchhaltung des Flugzeugwerks in Wiener Neustadt. Geschichtskundige Leserinnen und Leser wissen natürlich, dass Wiener Neustadt aufgrund der Flugzeugproduktion zu den am stärksten bombardierten Städten Österreichs während des zweiten Weltkriegs gehörte. Daher gestaltete sich der tägliche Weg in die Arbeit, welchen seine Eltern zu Fuß bestritten, oft als besonders gefährlich. Ein besonderes Erschwernis war, dass sein Vater im Krieg eines seiner Beine verlor und den ganzen Weg von Sollenau nach Wiener Neustadt und wieder retour mit Krücken zurücklegte. „Während mein Vater bei besonders schweren Bombardements auf eigene Kosten zu Hause blieb, machte sich meine Mutter trotzdem auf den Weg und versteckte sich notfalls in den Rohren der Bewässerungsanlage von Wiener Neustadt.“ erzählt Herr Idstein.
Eines Tages erfuhr seine Mutter, dass schwangere Mitarbeiterinnen zu Hause bleiben durften. „Und siehe da! So fand ich meinen Weg ins Leben!“ erläuterte Herr Idstein mit einem ironischen Lächeln.
Das Thema „Technik“ faszinierte Herrn Idstein bereits als kleines Kind und bereitete seinen Eltern gelegentlich Kopfzerbrechen: „Als Kinder haben wir mit Handgranaten, welche im Krieg verloren gingen, gespielt. Zu unserem Glück waren das Blindgänger und es ist nichts passiert!“. Mit 14 begann er eine Lehre als Allgemeinmechaniker bei der Firma Leinweber, dort bewies er sehr viel Talent und durfte binnen kürzester Zeit bereits selbst an diversen Maschinen arbeiten. Über die Jahre entwickelte Herr Idstein sich zu einem regelrechten Allrounder und war wegen seines Fachwissens, aber auch durch sein freundliches Wesen, bei seinen diversen Arbeitgebern sehr beliebt und geschätzt.
Privat blickte Herr Idstein jedoch immer wieder auf Herausforderungen. Seine erste Frau war schwer krank, was auf lange Sicht zu Problemen und letztendlich zum Zerbrechen der Ehe führte.
Ein paar Jahre später traf er auf einem Betriebsausflug seine zukünftige zweite Gattin und fand mit ihr sein Glück. „Ihre Tochter aus erster Ehe nennt mich heute noch Papa!“, erzählte ein sichtlich gerührter Herr Idstein.
Schweren Herzens sprach er vom unerwarteten Tod seiner Frau Anfang dieses Jahres: „Ich denke oft an sie und vermisse sie sehr!“
Aufgrund von Problemen mit seinen Augen, fand Herr Idstein seinen Weg ins PBZ Wiener Neustadt. Anfangs war er noch skeptisch, da die Situation für ihn gänzlich neu war, aber inzwischen fühlt er sich sehr wohl und schätzt das Team seines Wohnbereichs.
Zu seinem 80. Geburtstag bekam er vom seinen Betreuungsteam eine E-Gitarre aus Holz, welche er natürlich selbst zusammenbaute und stolz präsentierte.
Wir bedanken uns für das spannende Interview und, dass wir einen Blick auf ein so interessantes Leben werfen durften.